Auf eine Krommbierewurscht mit ... Michael Brzoska von Wandern im Hunsrück

Michael Brzoska wuchs in Bundenbach auf und lebt bis heute mit seiner Lebensgefährtin im Ort. Seit mehr als zehn Jahren ist der 56-Jährige als Wanderführer in der Region aktiv. Beim Wandern kann er abschalten, tut der Gesundheit etwas Gutes und erlebt die Region und ihre Geschichte immer wieder neu. Erfahrungen, die er mit Freude an kleine und große Naturfans weitergibt. Ein Gespräch über Wandern, Heimatgeschichte und den Klimaschutz

 

Sie bieten unter der Marke „Wandern im Hunsrück“ seit vielen Jahren geführte Wanderungen an. Wie sind Sie dazu gekommen?

Schon als Kind bin ich mit meinen Großeltern viel im Hunsrück unterwegs gewesen und erinnere mich, wie spannend ich es fand, durch Wald und Feld zu stiefeln. Als Erwachsener wurde das dann weniger, der Beruf und später die Kinder ließen wenig Zeit. 2009 trat ich nach einer Erkrankung beruflich kürzer und entdeckte die Faszination für die wunderschöne Umgebung, in der ich lebe, neu. Zugleich plante ich mit einem Freund eine Pilgerwanderung nach Santiago, die wir später auch in die Tat umsetzten. Damals habe ich geraucht und war wirklich unfit. Eine Vorbereitung auf die geplante Mammut-Tour war also nötig. Also zog ich los und erwanderte mir die Region, erst auf kürzeren, später auf längeren Strecken.

 

Offenbar haben Ihnen diese Touren durch die Region so gefallen, dass Sie das Wandern zum Beruf machten?

Ja, tatsächlich hatte ich Feuer gefangen. Draußen in der Natur zu sein tat mir gut und macht mir viel Spaß. Ich entdeckte viele spannende Ecken, in denen ich zuvor noch nie gewesen war, obwohl ich quasi mein gesamtes Leben im Hunsrück verbracht habe. Da ich mich außerdem sehr für die Geologie und die Geschichte meiner Heimat interessiere, beschloss ich, Heimatkunde- und die neu entdeckte Wanderleidenschaft zu verbinden: Ich befolgte den Ratschlag eines Freundes und nahm an einem Lehrgang teil, an dessen Ende ich mein erstes Zertifikat in der Tasche hatte – als Natur- und Landschaftsführer.

 

Es sollte nicht Ihr letztes sein…
Nein, in der Tat. In den folgenden Jahren habe ich viele Führungen durch die Region zu verschiedenen Themen gemacht und zahlreiche Fortbildungen besucht. Die Qualifikation zum Wanderführer im Verband deutscher Gebirgs- und Wandervereine folgte 2011. Seit März 2015 bin ich zertifizierter Nationalparkführer im neu gegründeten Nationalpark Hunsrück-Hochwald und seit November 2016 darf ich mich „Drei-Sterne-Gästebegleiter“ geprüft durch den BVGD nennen, die höchste Wanderführer-Auszeichnung des Bundesverbands Deutscher Gästeführer. Zudem habe ich mich beim Umweltministerium als Referent für Klimawandelfolgen ausbilden lassen. Zum einen sind die Zertifikate ein hilfreiches Instrument, um die eigene Qualifikation nachzuweisen, was Vertrauen bei den Teilnehmern meiner Wanderungen schafft. Zum anderen ist es ungemein spannend, Seminare zu besuchen, mit anderen Führern auf Exkursionen zu gehen und immer wieder Neues zu lernen, was ich an meine Teilnehmer weitergeben kann. Die Zertifizierungen müssen ja auch laufend aktualisiert werden.

 

Generell legen Sie großen Wert darauf, Ihre Wanderungen mit Wissensvermittlung zu verbinden. Auf welche Ihrer Touren trifft das zum Beispiel zu?

Eigentlich alle. Zum Beispiel biete ich auf der Hahnenbachtaltour die Themenführung „Kelten, Ritter, Layenbrecher“ an und verbinde damit gleich drei Höhepunkte aus 1.000 Jahren Heimatgeschichte. Der rund zehn Kilometer lange Rundwanderweg führt vorbei an der keltischen Höhensiedlung Altburg, der Schmidtburg und zugleich passieren wir verschiedene blauschwarze Schieferhalden, die von der schweren Arbeit des Bergmanns, der sogenannten „Schieferbrechers“ erzählen. Dadurch, dass die Sprünge durch die Geschichte an exemplarischen Orten auf der Tour erlebbar werden, lässt sich zu meinen Erklärungen immer ein direkter Bezug herstellen. Das macht die an sich schon schöne Wanderung noch abwechslungsreicher.

 

Auch Kinder wissen Sie mit diesem Konzept zu fesseln…

Ja, in der Tat sind Angebote für Kinder und Jugendliche eine meiner großen Leidenschaften. Mit vielen praktischen Elementen angereichert und unterhaltsam aufbereitet, geschehen beim Durchstreifen der Natur die Geschichtslektionen quasi nebenbei. Die Kinder und Jugendlichen sind meist sehr interessiert und bringen jede Menge Vorwissen mit, das ich gezielt herauszukitzeln und in einen Kontext einzuordnen versuche. Wir machen Experimente, schlüpfen für einen Tag auf der Altburg in die Haut der Kelten, empfinden auf der Schmidtburg das Leben der Ritter nach, begeben uns auf die Spuren des Schinderhannes, suchen Fossilien oder waschen Gold. Erlebnispädagogik ist ein wunderbares Mittel, um Interesse bei Kindern für die Geschichte und die Geologie der eigenen Heimat zu wecken.

 

Auch der Schutz des Klimas ist Ihnen ein Anliegen…

Ja, wenn man viel in der Natur unterwegs ist, spürt man die Folgen des Klimawandels noch intensiver. Daher habe ich mich zuletzt beim Umweltministerium als Referent für Klimawandelfolgen ausbilden lassen. Auf meinen Kindertouren habe ich gemerkt, wie sehr die Kinder dieses Thema beschäftigt. Viele wissen viel, doch oft sind es nur einzelne Fragmente, die sie nicht wirklich zusammenbringen können. Kein Wunder, das Thema ist ja auch sehr vielschichtig. Mit meinem Angebot „Klimacamp im Hahnenbachtal“ für Schulklassen und bei Ferienfreizeiten gebe ich Kindern einen Raum, sich mit dem Klimschutz auseinanderzusetzen. Dabei geht es mir nicht um einen erhobenen Zeigefinger, sondern ich möchte den Kindern Hilfestellungen geben, Wege aufzeigen, wie auch sie einen einfachen Beitrag leisten können. Müll sparen zum Beispiel, indem sie eine Brotdose oder eine Trinkflasche statt Wegwerfverpackungen für die Brotzeit verwenden. Meist nutze ich eine ehemalige Schieferhalde im Hahnenbachtal oder auch einen anderen geeigneten Ort im Wald, um dort in der Umgebung die Natur zu erkunden und den Kindern zu zeigen, wie die Menschen und ihre Zivilisation sich entwickelt haben. Wenn wir uns auf die Suche nach Müll begeben, den die Kelten hinterlassen haben und dort liegen dann am Ende zwei Tonscherben und ein Zahn, dann wird deutlich, wie sehr sich seit damals die Welt verändert hat. Diese Zusammenhänge zu verstehen, hilft meiner Meinung nach sehr, um Lösungen für die Zukunft zu suchen und einen nachhaltigeren Weg zu beschreiten als es die meisten von uns bisher tun.

 

Sie planen, dauerhaft in Bundenbach ein Klimacamp zu installieren?

Ja, das habe ich angedacht. Ich glaube, die Schulen werden über kurz oder lang das Thema Klimaschutz verstärkt unterrichten müssen. Auch generell wird das Interesse ansteigen. Wir alle wissen, dass etwas passieren muss. Ein grünes Klassenzimmer an einem festen Ort wäre da sehr sinnvoll. Bisher nehme ich alle Utensilien für mein Camp in meinem Rucksack mit und schlage irgendwo im Wald ein Lager auf. Da sind die Möglichkeiten begrenzt. An einem außerschulischen Lernort speziell zum Thema Kliaschutz aber könnte man zum Beispiel das Thema Wasserfiltration plastisch zeigen oder eine Komposttoilette in ihrer Funktion. Die Möglichkeiten, konkrete Projekte zu planen und umzusetzen, wäre an einem solchen fixen Lernort groß. Bisher stocken meine Bemühungen in dieser Hinsicht, die ich schon seit 2020 mit mir herumtrage. Corona war ein großer Dämpfer. Aber ich versuche weiterhin, die Kommunalpolitik und die regionale Wirtschaft zu überzeugen. Solange ein festes Klimacamp noch nicht Realität ist, gehe ich weiter mit dem Rucksack auf Tour. Zuletzt haben in den Winterferien 15 Kinder am Klimacamp teilgenommen. So wird das Thema wenigstens in einem kleinen Rahmen mehr und mehr publik. Das ist ein wichtiger Anfang.

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Schauplatz unserer Reihe „Auf eine Krommbierewurscht mit ...“ ist das Café Zehntscheune in Herrstein. Inhaber der OIE Card erhalten dort zu ihrer Bestellung ein Freigetränk nach Wahl.

Auch Michael Brzoska von Wandern im Hunsrück bietet einen OIE Card-Vorteil an: Teilnehmer seiner geführten Wanderungen erhalten bei Vorlage der OIE Card 10 Prozent Rabatt.

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