Was ist nachhaltiger? 7 Alltagsbeispiele im Vergleich

Das eigene Handeln hat einen direkten Effekt auf die Umwelt. Doch nicht immer ist klar, wie man sich umweltfreundlich verhält. E-Reader oder Bücher lesen, Kuhmilch oder Hafermilch trinken? Was ist wirklich nachhaltiger? Meine OIE hat sieben Entscheidungen genauer unter die Lupe genommen


Kleidung aus Baumwolle oder aus Polyester kaufen?

„Ist doch klar!“, antworten hier die meisten. Aber tatsächlich ist es nicht so eindeutig. Denn der Baumwollanbau ist kompliziert und alles andere als ressourcenschonend. Die Pflanze ist anfällig für Schädlinge, daher werden im konventionellen Anbau viele Chemikalien und Pestizide eingesetzt. Hinzu kommt ein enormer Wasserbedarf. Mindestens 2.500 Liter werden für die Rohstoffproduktion nur eines Baumwoll-T-Shirts benötigt. Besser ist der Bio-Anbau, der aber weltweit nur einen geringen einstelligen Prozentsatz am Gesamtanbau ausmacht. Positiv ist, dass qualitativ hochwertige Baumwollkleidung lange hält und gut recyclebar ist, was jedoch selten passiert.

Polyester-Textilien dagegen sind günstig in der Herstellung und halten in der Regel länger als Baumwollkleidung, doch sie bestehen aus Polyethylenterephthalat (PET), also Plastik, das aus Erdöl produziert wird. Auch für Textilien aus recycelten PET-Flaschen wird mehr Energie benötigt als für die Baumwollproduktion. Außerdem werden fürs Färben viele Chemikalien eingesetzt. Hinzu kommt, dass durch das Waschen der Textilien Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Besser wird dies, wenn Sie beim Waschen von Kunstfasern einen speziellen Waschbeutel verwenden.

Wirklich nachhaltig ist also weder Baumwoll- noch Polyesterkleidung. Am besten schneidet zertifizierte Biobaumwolle ab. Außerdem sollten Sie darauf achten, keine Mischgewebe zu kaufen, denn nur reine Materialien können recycelt werden. Hilfreich für die Umwelt ist jedoch, sich generell einzuschränken und nur das zu kaufen, was man wirklich benötigt und lange tragen wird. Eine gute Alternative sind Second-Hand-Textilien.


Streichhölzer oder Feuerzeug verwenden?

Bis zu 1.000 Mal lässt sich ein Einwegfeuerzeug benutzen. Das ist enorm. Doch Streichhölzer sind aus Holz, während Feuerzeuge aus Plastik, Metall und einem Brennstoff bestehen. Ist das Holz nachweislich aus nachhaltiger Forstwirtschaft, gibt es daher einen deutlichen Pluspunkt für die Zündhölzer – die entstehenden Schwefeldämpfe beim Entzünden und die Herstellung des Zündkopfs aus verschiedenen Stoffen eingerechnet. In Bezug auf den Ressourcenverbrauch sind Zündhölzer eindeutig umweltschonender.

Ein wiederauffüllbares Feuerzeug allerdings, das viele Jahrzehnte benutzt werden kann, hat jedoch eine bessere Ökobilanz als Streichhölzer. Außer Sie verwenden ausgewiesene Ökozündhölzer, die in Zündbriefchen verpackt sind und auch selber aus 100%-Recyclingkarton bestehen. Nachhaltiger geht es nicht.


Batterien oder Akkus nutzen?

Die Herstellung einer Batterie benötigt laut Bundesumweltamt je nach Modell bis zu 500 Mal mehr Energie als sie schlussendlich liefert. Batterien sind daher extrem ineffizient.

Akkus sind in der Regel die bessere Wahl: Sie können bis zum 1.000 Mal geladen werden und sind daher bei ähnlichem Ressourcenverbrauch im Herstellungsprozess effizienter als Batterien. Wobei dies nur gilt, wenn man sie lange nutzt und tatsächlich immer wieder auflädt.

Generell sind beide Varianten teuer und ineffizient: Wo immer es geht, sollten Sie daher auf kabelgebundene Geräte ausweichen. Denn diese, so resümiert das Umweltbundesamt, sind in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit eindeutig die bessere Wahl.


E-Reader oder Bücher lesen?

Viele Menschen lesen Bücher inzwischen auf einem speziellen E-Book-Reader. Strom benötigen die kleinen Geräte kaum: Bis zu sechs Mal kann ein Akku für ein bis zwei Cent geladen werden – je nach Strompreis. Das reicht für das Lesen von mindestens 80 Büchern. Doch die Produktion der Reader ist energieintensiv. Die Förderung der benötigten Mineralien vergiftet die Böden, auch in der Produktion werden Gifte freigesetzt. Die Papierproduktion dagegen befeuert die Abholzung, denn nur 20 Prozent des Papiers kommt aus dem Recycling. Zudem gelangen organische Kohlenstoffe ins Abwasser.

Alles zusammengenommen hat daher das Buch zunächst die Nase vorn. Doch diese Bilanz kehrt sich um, wenn Sie viel lesen: Ab etwa elf Büchern im Jahr und einer angenommenen Nutzungsdauer des Readers von mindestens drei Jahren ist die Energiebilanz laut einer umfangreichen Studie des Öko-Instituts Freiburg ausgeglichen. Noch ökologischer ist es allerdings, sich Bücher auszuleihen – von Freunden oder aus Bibliotheken.


Glasflaschen oder Plastikflaschen kaufen?

Bis zu 50 Mal kann eine Glasflasche wiederverwendet werden, eine PET-Mehrwegflasche schafft nur rund 25 Nutzungsdurchgänge. Sie ist aber deutlich leichter, so dass die Transportkosten geringer sind. Hochgerechnet auf 1.000 Liter Trinkwasser ergibt das Experten zufolge, dass tatsächlich die PET-Mehrwegflasche in Sachen Ökobilanz führt, da sie durchschnittlich rund 0,7 Kilogramm weniger Rohöl für Herstellung und Transport benötigt.

Das gilt allerdings nur für längere Transportwege: Je näher Quelle und Abfüller sind, desto deutlicher siegt die Glasflasche. Sie sollten also darauf achten, welches Wasser Sie kaufen. Und Achtung: Einweg-Plastikflaschen, wie viele international agierende Hersteller sie benutzen, sind immer eine schlechte Wahl. Wenn Sie Kunststoff bevorzugen, sollten Sie auf Mehrwegflaschen setzen und auch hier möglichst regionalen Abfüllern den Vorzug geben.


Kuhmilch oder Hafermilch trinken?

Milchalternativen boomen. Doch ist es tatsächlich besser für die Umwelt, den Kaffee mit Hafermilch statt Kuhmilch zu trinken? Eindeutig ja! Verschiedene Studien haben die beiden Produkte miteinander verglichen. Das Schwedische Institut für Lebensmittel und Biotechnologie bilanziert, dass Haferdrinks 70 Prozent weniger das Klima belasten als halbfette Kuhmilch. Zudem verbrauchen sie im Vergleich zur Kuhmilch nur knapp 40 Prozent der Energie in der Herstellung.

Ein Liter Kuhmilch verursacht durch die Herstellung und die Methangasausstöße der Kühe rund 1,4 Kilogramm CO2. Wer auf Milch dennoch nicht verzichten möchte, sollte aus Tierschutzaspekten wenigstens zur Biovariante greifen.


Einkäufe in der Plastiktüte, dem Stoffbeutel oder einem Papierbeutel transportieren?

Beim Einkaufen ist die Benutzung von Plastiktüten verpönt, viele Supermärkte bieten für Obst und Gemüse bereits Papierbeutel an. Doch so einfach wie es scheint, ist es nicht: Denn tatsächlich wird für die Herstellung fester Papiertüten etwa doppelt so viel Energie benötigt wie für die Plastikvariante und auch die Umwelt wird durch die Chemikalien, mit denen die Zellstofffasern behandelt werden, stark belastet. Außerdem wird eine Papiertüte wegen ihrer geringen Haltbarkeit meist nur einmal verwendet. Ob Papiertüten tatsächlich besser sind als Kunststoffvarianten, ist daher von vielen Faktoren abhängig – vom verwendeten Rohstoff über die Nutzungsdauer bis zur Entsorgungsart.

Im Durchschnitt werden bei der Produktion einer Papiertüte 60 Gramm CO2 ausgestoßen und bei einer Plastiktüte aus Nicht-Recyclingmaterial 120 Gramm. Bei einer Baumwolltragetasche sind es sogar 1.700 Gramm. Wie so oft, ist letztlich die Verwendungsdauer entscheidend: Wer eine fair gehandelte Biobaumwolltragetasche kauft und sie mindestens 30 Mal nutzt, hat in Sachen Nachhaltigkeit alles richtig gemacht und schlägt im Vergleich die Papiertüte ebenso wie die Plastiktüte. Und zwar selbst dann, wenn eine Einweg-Plastiktüte drei Mal benutzt wird, bis sie im Müll landet.