Nationalpark Hunsrück-Hochwald: Unterwegs im Urwald von morgen
Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ist als Touristenmagnet ein Hoffnungsträger für die Region und zugleich beliebtes Naherholungsgebiet für Einheimische. Die OIE hat elf erstaunliche und interessante Fakten zum Nationalpark gesammelt
Auf Erkundungstour: Per Pedes durch den Park
Alte Buchenwälder, bizarre Felsformationen, mystische Moore und bunt blühende Wiesen: Deutschlands jüngster Nationalpark, Pfingsten 2015 gegründet, bietet unzählige Naturattraktionen. Er ist Rückzugsort für viele Tierarten und bietet seltenen Pflanzen einen Lebensraum. Doch zugleich kann der Mensch diese einzigartige Landschaft auf zahlreichen Wanderwegen erkunden. Das ist auch im Winter ein Genuss.
Vier Etappen (Etappe 9 bis 12) des Premiumwanderwegs Saar-Hunsrück-Steig führen durch das 100 Quadratkilometer große Gebiet des Nationalparks. Auch die Wege von sechs Traumschleifen liegen in der Nationalparkregion: die Hubertusrunde, der Trauntal-Höhenweg, die Börfinker Ochsentour, die Dollbergschleife sowie die Traumschleifen Gipfelrauschen und Kirschweiler Festung.
Wer den Wald gerne unter Anleitung erkunden möchte, kann an geführten Touren teilnehmen, wenn es die Corona-Situation erlaubt. Auch verschiedene Rangertouren sind dann möglich.
GUT ZU WISSEN: Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald liegt in den rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden Birkenfeld, Hermeskeil, Herrstein-Rhaunen und Thalfang sowie den saarländischen Gemeinden Nohfelden und Nonnweiler. Er erstreckt sich über insgesamt 10.000 Hektar, was etwa 14.000 Fußballfeldern entspricht. Diese interaktive Karte zeigt anschaulich die Ausdehnung des Parks.
75 Prozent dieser Fläche sollen nach und nach der Natur zurückgegeben werden, um sich ohne menschliche Einflüsse entwickeln zu können. Dieser Prozess soll bis 2045 abgeschlossen sein, wird aber voraussichtlich bereits früher erreicht. Ende 2021 waren bereits 45 Prozent der Gesamtfläche Naturzone – bei der Gründung des Nationalparks 2015 waren es erst 25 Prozent.
Attraktionen im Nationalpark
Neben unberührten Wäldern locken verschiedene Attraktionen in den Nationalpark. Sehenswert sind unter anderem der keltische Ringwall, die Dollberge, die Hangmoore rund um den Erbeskopf, mit 816 Metern der höchste Berg in Rheinland-Pfalz, die Felsformation „Kirschweiler Festung“, das Naturschutzgebiet „Mörschieder Burr“, die zahlreichen Rosselhalden und die Ruine Wildenburg mit dem Wildfreigehege Wildenburg, in dem neben allseits bekannten heimischen Waldtieren auch Wildkatzen und Wölfe beobachtet werden können.
Interessant am Rand: Rosselhalden sind eine geologische Besonderheit des Parks. Die Halden aus Quarzitblöcken bilden eigene Biotope mit einem speziellen Mikroklima. Scheint die Sonne, wird die Gesteinsoberfläche sehr heiß, im Inneren der meterhohen Blöcke jedoch ist es kühl. Dieses Phänomen bezeichnet man als Kamineffekt. Er bewirkt, dass die Halden weitestgehend pflanzenfrei sind, weil nur wenige Flechtenarten unter diesen Extrembedingungen wachsen können.
Die Wildkatze und der Park – eine besondere Beziehung
Forschungen ergaben, dass etwa 65 Wildkatzen im Nationalpark Hunsrück-Hochwald leben. Laut BUND ist der Park damit Hauptverbreitungsgebiet für die bedrohte Tierart und für ihren Erhalt immens wichtig. Besuchern zeigt sich das nachtaktive Tier, das tagsüber in Totholzhöhlen schläft, jedoch selten.
Für den Park selbst aber ist das Vorkommen des scheuen Tiers von großer Bedeutung: Daher ziert auch eine stilisierte Wildkatze in Kombination mit einem typische keltischen Zeichen das Logo des Nationalparks. Der Nationalpark möchte durch die Wahl der Keltenkatze darauf aufmerksam machen, dass sich im Nationalpark Hunsrück-Hochwald Natur und Kultur (unter anderem die keltische Vergangenheit der Region) auf Trefflichste verbinden.
Die Tierwelt im Nationalpark
Neben der Wildkatze leben viele weitere Tiere im Nationalpark. Es gibt Wildschweine, Rehwild, Rotwild und Schwarzwild, Füchse, Eichhörnchen und Biber. 63 Vogelarten konnten nachgewiesen werden, darunter so seltene Vögel wie Wasseramsel, Steinschmätzer, Schwarzstorch oder Fischadler. Allein sieben Spechtarten leben im Park, darunter auch der seltene Wendehals.
1.400 verschiedene Käferarten haben ihren Lebensraum im Totholz, 16 Fledermausarten haben ihre Höhlen in abgestorbenen Bäumen. Und rund 25 Heuschreckenarten wurden auf den Wiesen, die zum Park gehören, nachgewiesen.
Interessant am Rand: Wissen Sie, wie die männliche Wildkatze heißt? Viele werden dieses Wort noch nie gehört haben: Sie wird als Kuder bezeichnet und wird bis zu acht Kilo schwer.
Die Pflanzenwelt im Nationalpark
Auch die Flora des Nationalparks weist zahlreiche Besonderheiten auf. Hübsche Moosbeeren bereichern die Moorlandschaft, Arnikawiesen erfreuen im Frühling mit ihren gelben Blüten und 400 Pilzarten gedeihen auf den Böden und dem Totholz. Darunter der extrem seltene Ockerfarbene Hydrabasidie (Thanatephorus ochraceus oder das Tentakeulchen, ein kleiner, gelber Pilz, der auf Totholz wächst, das im Wasser liegt.
Bemerkenswert ist auch die Hunsrücker Warzenflechte, die bis zu ihrer Entdeckung 2015 komplett unbekannt war. Darüber hinaus wächst der Rundblättrige Sonnentau in den Mooren, eine fleischfressende Pflanze, die Insekten verspeist, um ihren Stickstoffbedarf zu decken. Es gibt Wollgras, Torfmoos und seltene Moorbirken, die bis zu 120 Jahre alt sind.
Wie profitieren Mensch und Natur durch den Nationalpark?
Rheinland-Pfalz besteht überwiegend aus genutzten Lebensräumen, unberührte Natur findet sich selten. Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald wurde gegründet, um hier Abhilfe zu schaffen. Natur darf hier Natur sein, Wildnis soll sich ungestört entwickeln können.
Zugleich erhofft sich das Land die strukturschwache Region rund um den Nationalpark mit dem neu geschaffenen Anlaufpunkt touristisch stärker beleben zu können. Denn nach wie vor gilt der Tourismus als eine bedeutende Wachstumsbranche mit großem Potenzial.
Auch den Einheimischen kommt es zugute, wenn mehr Menschen in die Region kommen: Regionale Produkte lassen sich besser vermarkten, die Orte gewinnen als naturnahe Lebensräume mit hoher Lebensqualität an Prestige. Zuzüge wiederum wirken der Überalterung entgegen. Darüber hinaus ist der Nationalpark identitätsstiftend: Er hebt die Besonderheiten der Region hervor und stärkt das Heimatgefühl der Menschen
TIPP: Mit der App den Nationalpark entdecken
Gerade in Pandemie-Zeiten, wo Führungen oft nicht möglich sind, ist eine Neuerung für Besucher äußerst praktisch: Mit der 2021 eingeführten Nationalpark-App lässt sich der Park ideal erkunden. Eine Kartenanwendung zeigt an, wo der vorab gewählte Wanderweg verläuft und wo man sich befindet. Auch Einkehrmöglichkeiten werden gelistet. Zur Auswahl stehen unter anderem eine Gipfeltour am Erbeskopf, eine Keltentour oder eine Inseltour am Rangertreffpunkt Thranenweier. Zusätzlich gibt es eine spezielle Tour zum Klimawandel auf der Traumschleife „Börfinker Ochsentour“. Auch Hörtouren und Touren in leichter Sprache sind verfügbar.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Stationen mit Erläuterungen: Ranger erklären zum Beispiel, welche Tiere und Pflanzen im Park leben oder welche Forschungsprojekte es gibt. Ein Highlight ist der virtuelle Ranger: Die „Augmented Reality“-Anwendung lässt sich an den Infostationen aktivieren und ermöglicht unter anderem ein Selfie mit einem Ranger. Die App ist kostenlos im App-Store und bei GooglePlay erhältlich.
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