Auf den Spuren der Heiligen Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen ist in unserer Region omnipräsent. Der nach ihr benannte Pilgerwanderweg von Idar-Oberstein nach Bingen beleuchtet in zehn Etappen das Leben und Werk der Heiligen

Faszinierende Figur des Mittelalters
Hildegard von Bingen lebte im Mittelalter und fasziniert die Menschen bis heute. Vor allem in unserer Region ist die Äbtissin, Dichterin, Theologin, Natur- und Heilkundlerin nahezu omnipräsent, verbrachte sie doch den Großteil ihres Lebens im Naheland.

Bis heute gilt die Universalgelehrte als eine der bedeutendsten Frauenfiguren des Mittelalters. Ihre Studien zur Naturheilkunde sind nach wie vor aktuell. Beispielsweise empfahl Hildegard von Bingen Schafgarbe bei Wunden und Fenchel bei Verdauungsbeschwerden. Dinkel bezeichnete sie in einer ihrer zahlreichen Schriften als „das beste Getreide“.

Der Überlieferung nach wurde Hildegard von Bingen (1098-1179) in Niederhosenbach geboren. Lange wurde sie als Volksheilige verehrt. 2012 adelte die Kirche sie auch offiziell als Heilige und Kirchenlehrerin. Um der Universalgelehrten zu gedenken, ist ihr Leben und Wirken an vielen Orten in unserer Region präsent.

Sogar ein Käse, der aus Schafsmilch besteht und seinen kräftigen Geschmack durch verschiedene Kräuter erhält, wurde nach der Heiligen benannt: Der Schafsmilchkäse „S'Hilde“ wurde vom Schwalbenhof in Berschweiler erfunden, reift in den gleichmäßig temperierten Gewölben des Kupferbergwerk in Fischbach und kann dort im Bergwerks-Shop sowie Hofladen des Schwalbenhofs gekauft werden.

Der Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg
Wer sich auf Hildgard von Bingens Spuren begeben und die Orte, an denen sie lebte, besuchen möchte, kann den 2017 eröffneten „Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg“ begehen, der auf insgesamt 137 Kilometern die Wirkungsstätten der Heiligen einbezieht. Der Weg beginnt in Idar-Oberstein und führt über Niederhosenbach, dem Familiensitz und wahrscheinlichen Geburtsort Hildegards, zur Klosterruine Disibodenberg bis nach Bingen am Rhein.

Dort zeugt der Rupertsberger Gewölbekeller von der letzten Wirkungsstätte Hildegards von Bingen, dem früheren Rupertsberger Kloster, das sie 1150 gründete und in dem sie knapp 30 Jahre lebte. Zudem reiste die Äbtissin viel und predigte auf öffentlichen Plätzen über ihre Visionen. Zugleich verfasste sie zahlreiche Schriften über die Natur und Heilkunde mit zahlreichen Tipps, wie Kräuter, Edelsteine oder Metalle wirken und wie man Krankheiten herausfindet und behandelt. Zudem komponierte sie geistliche Lieder.

 

Stippvisite: Historisches Museum am Strom
Anlässlich des 900. Geburtstags von Hildegard von Bingen, wurde 1998 das historische Elektrizitätswerk am Binger Rheinufer zum „Historischen Museum am Strom – Hildegard von Bingen“. Es informiert umfassend über das Leben und Werk der faszinierenden Frau und ist aufgrund seiner modernen Ausrichtung spannend für die gesamte Familie.


Wallfahrtskirche und Benediktinerabtei
Das Kloster wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört, seine Reste verschlang den Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert. Das Gewölbe, auf dem das Kloster einst errichtet wurde, ist bis heute erhalten. Es birgt das Grab des Heiligen Rupert, der als Schutzpatron der Pilger gilt. 

In Bingen wird der Pilgerwanderweg durch den Binger Hildegard-Weg (9. Etappe) sowie den Rüdesheimer Hildegard-Weg (10. Etappe) ergänzt, der zur Wallfahrtskirche St. Hildegard sowie zur Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen führt. Das Kloster wurde 1165 von Hildegard von Bingen gegründet. In der Wallfahrtskirche gibt es einen kleinen Reliquienschrein mit einer Rippe der Heiligen und den Hildegard-Altar, der acht Szenen aus ihrem Leben zeigt.


Infotafeln am Wegesrand
Im Verlauf des Pilgerwanderwegs, der in zehn Etappen von Längen zwischen fünf und 21 Kilometern aufgeteilt ist, wird das umfangreiche Werk Hildegards im Bereich der Naturkunde, Medizin, Musik und Mystik auf 59 Infotafeln beschrieben und näher beleuchtet. Darüber hinaus erfahren die Wanderer Wissenswertes zum Leben im Mittelalter allgemein.


Meditationstafeln
Außerdem werden auch die göttlichen Visionen der Heiligen thematisiert, die sie im Kloster Disibodenberg heimsuchten und von ihr verschriftlicht wurden: Die Wanderer erfahren von ihnen auf 27 Meditationstafeln entlang des Weges. Jede Tafel enthält eine Pilgerfrage sowie die dazugehörige Vision der Heiligen – eine optimale Gelegenheit zum Durchschnaufen und Meditieren.

 

Die Bedeutung des Pilgerns
Wer pilgert macht sich im spirituellen Sinn auf den Weg, reist also zu Fuß oder früher auch per Pferd zum Grab eines Heiligen, um dort zur Ruhe zu kommen und das eigene Leben zu reflektieren. Die moderne Interpretation betrachtet den Weg selber als das eigentliche Ziel. Der Hildegardpilgerweg bietet daher zahlreiche Stationen, die zur Besinnung einladen mit dem Schrein der heiligen Hildegard in der Wallfahrtskirche in Eibingen als Schlusspunkt.

Vor allem die Meditationstafeln, die den 27 Visionen des „Liber Scivias“ chronologisch folgen – von der Schöpfung, zur Inkarnation und zum Jüngsten Gericht – laden zum Innehalten ein. Ergänzend bietet jede Tafel eine Pilgerfrage, die zum Nachdenken anregt.

Für Pilgerwanderer gibt es einen Pilgerpass (erhältlich in den Tourist-Informationen) und ein Pilgerbuch (Annette Esser, Pilgerbuch. Hildegard von Bingen Pilgerwanderweg, Verlag Matthias Ess, Bad Kreuznach 2019. ISBN 978-3.945676-35-6). Eine ausführliche Broschüre der Naheland-Touristik mit Wegbeschreibung finden Sie hier. Auch geführte Pilgertouren sind möglich – zum Beispiel bieten der zertifizierte Wanderführer Michael Brzodka und Naheland-Touristik Touren an.


Beginn in Idar-Oberstein
Der Startpunkt des Pilgerwanderweges liegt in Idar-Oberstein vor dem Deutschen Mineralienmuseum, das sich auch gleich als erster Stopp anbietet. Denn Hildegard-Fans bietet die Ausstellung ein besonderes Highlight: Ein Bereich des Museums, das Mineralien und Edelsteine aus aller Welt zeigt, widmet sich den 24 Heilsteinen, deren Wirkung die Universalgelehrte in ihrem Heilsteinelexikon beschreibt.

Passend dazu beschäftigt sich auch die erste Informationstafel vor dem Museum mit Hildegards Steinkunde. Wer noch mehr über die besondere Beziehung Idar-Obersteins zu den Edelsteinen erfahren möchte, kann außerdem das Deutsche Edelsteinmuseum besuchen, das sich vor allem den Verarbeitungstechniken widmet und Kostbarkeiten aus der Region und der ganzen Welt präsentiert.
 

Hildegards Geburtsort: Niederhosenbach
Auf der zweiten Etappe von Herrstein nach Kirn führt der Weg durch das Hosenbachtal nach Niederhosenbach, der wahrscheinlichste Geburtsort von Hildegard von Bingen und Stammsitz ihrer Familie. Der Ort hält das Andenken an die berühmte Tochter wach. Derzeit entsteht eine neue Hildegard-Begegnungsstätte, die unter anderem eine umfangreiche Ausstellung umfasst, die Daten, Fakten, Zeitgeschichte und Wirkungsstätten rund um das Leben und Wirken Hildegards im Mittelalter in Bezug zueinander setzt. Zugleich wird der Wanderweg „Hildebrechts Heimat“ konzipiert, auf dem Besucher und Einheimische künftig den Ort und die nähere Umgebung auf den Spuren der Familie erkunden können. Namensgebend ist hier der Vater Hildegard von Bingens, der Hildebrecht hieß.
 

Das Kloster Disibodenberg
Im weiteren Verlauf passiert der Weg in der vierten Etappe das Kloster Disibodenberg auf einer Erhebung am Zusammenfluss von Glan und Nahe bei Odernheim als weiteres Highlight für Fans von Hildegard von Bingen. Dieser Ort, an dem die Heilige ihr halbes Leben verbrachte, ist heute eine Ruine und zieht mit seiner mystischen Atmosphäre die Besucher in den Bann.

Der Grundriss ist nach wie vor erkennbar. Informationstafeln vermitteln Wissenswertes zu den einzelnen Bauabschnitten. In ihrer Zeit im Kloster verfasste Hildegard ihr erstes Werk, das sie bereits zu Lebzeiten zur Berühmtheit machte: „Scivias – Wisse die Wege“. Es kann in einer Faksimile-Ausgabe in der Evangelischen Kirche in Niederhosenbach besichtigt werden.
 

Historie des Klosters Disibodenberg
Der Überliefung zufolge wurde das Kloster im 7. Jahrhundert durch den heiligen Disibod gegründet. Hildegard kam als Achtjährige in die Obhut der sechs Jahre älteren Jutta von Sponheim, die das Mädchen unterrichtete. 1112 traten die Lehrerin und ihre beiden Schülerinnen, also auch Hildegard, in das Kloster ein. 1136 übernahm Hildegard die Leitung. 1150 verließ sie schließlich das Kloster Disibodenberg, um das Kloster Rupertsberg in Bingen zu gründen, das auf der achten Etappe des Wanderwegs liegt.


Wälder, Täler und Berge versprechen Abwechslung
Auch wer keine geistige Verbindung sucht, sondern einfach nur wandern möchte, kann auf dem abwechslungsreichen Weg viel erleben. Grob dem Naheverlauf folgend, führen die unterschiedlichen Etappen des Hildegard-Pfad durch eine historisch spannende Region, die für ihren Edelsteinreichtum bekannt ist, und eine optisch eindrucksvolle Landschaft – durch den mittelgebirgigen Hunsrück, tiefe Wälder und weite Wiesen.

Zudem stoßen Wanderer am Wegesrand immer wieder auf Kräutergärten, die Hildegard von Bingen gewidmet sind und in ihrer Vielfalt zum genauen Betrachten und Erschnuppern einladen.









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